Was ich noch zu sagen hätte: Das Exit-Interview
Du hast dich entschieden, den Job zu wechseln, hast fristgerecht gekündigt, deine Übergabe organisiert – und dann das: Eine Einladung zum Abschlussgespräch mit der Personalabteilung. Worum es (wahrscheinlich) gehen wird und wie du dich auf dein Exit-Interview vorbereiten kannst.

In den vergangenen Jahren ist es immer üblicher geworden, dass Firmen ihre scheidenden Mitarbeiter:innen zu einem Abschlussgespräch einladen. Wer bereits entschieden hat, das Unternehmen zu verlassen, wird bereit sein, offen zu sprechen und auch vor schwierigeren Fragen nicht zurückschrecken, so die Theorie.

Welchen Nutzen haben Exit-Interviews für Unternehmen?

Diese ehrlichen Antworten können wiederum dem Unternehmen helfen, einen schonungslosen Blick auf sich selbst, seine Führungsstrukturen und das Management zu werfen. Organisationen können so sogenannte “Blindspots” erkennen, blinde Flecken, die aus der Struktur heraus möglicherweise nicht sichtbar sind.

Welchen Nutzen hast du als Mitarbeiter:in vom Exit-Interview?

Welchen Nutzen du aus dem Abschlussgespräch ziehen kannst, hängt sicherlich ein wenig davon ab, in welcher Gefühlslage du das Unternehmen verlässt. Du kannst es aber womöglich als Chance nutzen, für dich zu einem “runden” Ende zu kommen. Was das genau bedeutet, ob es für dich eher um Netzwerkpflege für die Zukunft geht, oder darum, dein Feedback zum Abschluss noch mal mit Nachdruck zu platzieren – das kannst du dir nur selbst beantworten.

Welche No-Gos gibt es im Exit-Interview?

Wie auch immer du das Abschlussgespräch für dich nutzen möchtest, ein paar Dinge solltest du eher vermeiden. So sind zum Beispiel unsachliche, persönliche Kritik, ausschweifende Schuldzuweisungen oder das Teilen vertraulicher Informationen über Kolleg:innen nicht unbedingt der “Goldstandard”. Auch wenn es sicherlich klar ist, der Vollständigkeit halber sei es erwähnt, dass ausfällige Sprache und wüste Beschimpfungen ebenfalls tabu sein sollten.

Wenn du auch in dieser Situation einen guten Eindruck hinterlassen möchtest, fährst du mit sachlicher Kritik sicherlich besser. Wenn du sie dann noch mit Beispielen untermauern und zeitlich einordnen kannst – perfekt.
Zwischenstopp auf dem Weg zum Jobwechsel: Das Exit-Interview

Um welche Themen geht es in Exit-Interviews?

Welche Fragen ein:e Personaler:in genau stellen wird, lässt sich vorab natürlich nicht sagen. Häufig jedoch drehen sie sich im Wesentlichen um vier Themen:
  • Gründe für die Kündigung
  • Unternehmens- und Feedbackkultur
  • Aufgabenbereich und Entwicklungsmöglichkeiten
  • Beziehung zu Vorgesetzten
Im folgenden Abschnitt schauen wir uns an, welche Fragen in Abschlussgesprächen häufig gestellt werden und was sie bezwecken sollen.

Welche Fragen werden im Exit-Interview häufig gestellt – und warum?

Häufig eröffnen Personaler:innen das Gespräch mit etwas Smalltalk und Fragen, die dir Zeit und Raum geben sollen, in der Situation anzukommen und dich zu entspannen. Den Einstieg ins eigentliche Gespräch ist häufig:
  • Wieso hast du dich entschieden, unsere Firma zu verlassen?
Gleich im Anschluss oder im weiteren Gesprächsverlauf kann dazu eine ergänzende Nachfrage folgen, etwa: Haben bestimmte Umstände oder Ereignisse deine Entscheidung beeinflusst? Hier ist für das Unternehmen interessant, ob zum Beispiel eine Umstrukturierung, fehlende Aufstiegschancen, oder ein (finanziell) besseres Angebot die Auslöser waren.

Danach folgen häufig Fragen zu Kultur und Kommunikation. Sie dienen dazu, Stärken und Schwachstellen im Unternehmen zu erkennen.
  • Wie würdest du unsere gelebte Unternehmenskultur beschreiben? Waren dir bestimmte Werte oder Haltungen besonders wichtig?
  • Wie hast du die Kommunikation empfunden, innerhalb deines Teams und mit anderen Bereichen?
Irgendwann wird es dann wahrscheinlich konkreter und es geht ans “Eingemachte”. Das Verhältnis zu Vorgesetzten, die Beurteilung des Aufgabenbereichs und der Entwicklungsmöglichkeiten zeigen auf, wie das Unternehmen im Kern funktioniert.
  • Welche Aspekte an deinem Job haben dir besonders gefallen, was hat dich am meisten herausgefordert?
  • Gibt es Prozesse, die wir deiner Meinung nach verbessern können?
  • Wie beurteilst du die Beziehung zu deinem:deiner direkten Vorgesetzten und anderen Führungskräften im Unternehmen?
  • Hast du schon mal Feedback oder Kritik mit Vorgesetzten geteilt? Wie empfänglich waren sie für deine Kritik?
Da fehlende Entwicklungschancen zu den häufigeren Kündigungsgründen zählen, werden dazu gerne Detailfragen gestellt. Dazu kann auch die Frage gehören, was dich umgestimmt hätte.
  • Wie hat sich dein Aufgabenbereich im Laufe der Zeit verändert?
  • Haben dir bestimmte Ressourcen gefehlt? Gibt es etwas, bei dem du dir mehr Unterstützung gewünscht hättest?
  • Unter welchen Umständen wärst du im Unternehmen geblieben?
Am Ende geht es meist darum, das Gespräch positiv und mit einem guten Gefühl für dich zu abzuschließen. Zum Beispiel, indem deine Expertise noch mal explizit erfragt und gewürdigt wird.
  • Worauf sollten wir bei einer Neubesetzung der Stelle achten?
  • Gibt es noch etwas, das du uns gerne sagen möchtest?

Tipps

Ganz wichtig: Du entscheidest, welches Feedback du teilen möchtest, wie tief du auf Details eingehst und letztendlich auch, wie ehrlich du sein möchtest. 

Falls du aus einem angespannten Verhältnis heraus gekündigt hast, kann es vorkommen, dass du dir vorab etwas unsicher bist. In diesem Fall, schau dir an, wie dein Gegenüber das Gespräch führt. Hört die Person dir aufmerksam zu, ist sie zugewandt und interessiert? Erkennst du, dass sie sich gut auf dich vorbereitet hat? Kennt sie zum Beispiel deine Stationen im Unternehmen, oder musst du alles erklären? Exit-Interviews werden zudem üblicherweise von “neutralen” Personen geführt, also nicht von deiner:m direkten Vorgesetzten. Auch das ist ein Zeichen für Professionalität.

Wenn du in deinem Exit-Interview deine Erfahrungen offen teilen möchtest, können dein Feedback und deine Kritik dem Unternehmen sehr relevante Einblicke bieten. Und sie können möglicherweise zu Veränderungen führen, die deinen künftigen Ex-Kolleg:innen das Leben erleichtern!

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