Oft gefragt: Was ist deine größte Schwäche?
Gefürchtet, belächelt – und trotzdem oft gefragt: die Frage nach der größten Schwäche gehört nach wie vor zu den Klassikern in Vorstellungsgesprächen. Wie du sie richtig gut beantwortest.

Neben “Wo siehst du dich in fünf Jahren?” gehört die Frage nach der größten Schwäche zum Standardprogramm für viele Personaler:innen und gleichzeitig zu den gefürchtetsten Fragen für diejenigen, die im Vorstellungsgespräch auf der anderen Seite sitzen. Aber keine Sorge, es gibt einen Weg, wie du ehrlich, klug und individuell darauf antworten kannst.

Was du lieber lassen solltest

Gleich vorab, “Oh, da fällt mir gerade gar nichts ein”, gehört nicht in die Top-Auswahl ;). Eine spontane Antwort hingegen wäre zwar wahrscheinlich ehrlich, aber “In stressigen Situationen bin ich manchmal total blockiert”, ist möglicherweise nicht die Aussage, die dir zum Job verhilft.

Lange Zeit gingen die Empfehlungen in die Richtung, aus der Frage nach der größten Schwäche im Vorstellungsgespräch einen “Humblebrag” zu machen, also eigentlich mit einer Stärke zu antworten, die lediglich als Bescheidenheit getarnt ist. “Ich bin eine ganz schreckliche Perfektionistin, ich bin nur zufrieden, wenn ich 150 Prozent gebe”, fällt zum Beispiel in diese Kategorie. Und selbst wenn du bei manchen Gesprächspartner:innen damit vielleicht sogar durchkommst, wer diese Antwort schon hunderte Male gehört hat, verdreht nur noch die Augen.

Was dir hier wirklich hilft, sind eine gute Vorbereitung und eine kluge Strategie. Wenn es dir gelingt, deinen Interviewpartner:innen zu zeigen, dass du dir deiner Schwächen (und Stärken) bewusst bist – und Wege gefunden hast, mit ihnen umzugehen, liegst du ziemlich sicher ganz weit vorne. 

Was du auf jeden Fall beachten solltest

Sei ehrlich.

Einer so kniffligen Frage begegnest du am besten mit Ehrlichkeit. Wenn die Emotionen, die du ausstrahlst, nicht zu deiner Aussage passen, nimmt dein Gegenüber dies womöglich als Störgefühl wahr.

Setze dich mit dir auseinander.

Auch wenn die Frage unangenehm ist, nimm dir die Zeit, darüber nachzudenken und dich mit dir selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht ist es auch eine gute Idee, dass du dir Feedback von Familie oder Freund:innen einholst.

Wähle mit Bedacht.

Die Schwäche sollte für dein Job kein K.-o.-Kri­te­ri­um sein. “Ich kann nicht gut Arbeit abgeben”, könnte dich eine Position mit Führungsverantwortung kosten. Ebenso wirken z. B. Probleme bei der Selbstorganisation nicht unbedingt vertrauenserweckend für einen Job im Projektmanagement. In ganz extremen Fällen würde es sich möglicherweise sogar empfehlen, dass du für dich noch mal überdenkst, ob der Job wirklich die richtige Wahl ist. Möglicherweise liegt deine Berufung auch ganz woanders.

Erzähle eine Geschichte.

Erzähle eine kleine Geschichte: Nenne deine Schwäche und beschreibe das Problem, das sie dir bereitet. Gib ein Beispiel für eine problematische Situation. Gehe dann darauf ein, welche konkreten Maßnahmen du ergriffen hast, um eine Veränderung zu erreichen. Beschreibe zum Schluss, wie deine Entwicklung voranschreitet.

Sei ruhig "Work in Progress".

Es geht nicht darum zu behaupten, du seist “plötzlich geheilt”. Gestehe ruhig ein, dass es Herausforderungen gibt, an denen du weiterhin arbeitest. Das geht uns schließlich allen so.

Ein Beispiel

Nach dem Muster Schwäche – Problem – Beispiel – Maßnahme – Entwicklung:

Schwäche: Mir fällt es manchmal schwer, klare Prioritäten zu setzen.

Problem: Besonders, wenn in Stoßzeiten sehr viel zu tun ist, hatte ich in der Vergangenheit Probleme, mich auf die wichtigsten To-dos zu konzentrieren.

Beispiel: Damit habe ich mich vor einer wichtigen Deadline einmal so in Zeitnot gebracht, dass ich eine Kollegin um Hilfe bitten musste. Zusammen haben wir es geschafft – aber da habe ich erkannt, dass ich an meinem Zeitmanagement arbeiten muss.

Maßnahme: Ich habe mir verschiedene Methoden und Tools angeschaut und ausprobiert. 

Entwicklung: Wenn ich heute merke, dass ich Gefahr laufe, den Überblick zu verlieren, nehme ich mir eine Viertelstunde, atme tief durch und sortiere meine To-dos in einer Eisenhower-Matrix. So identifiziere ich, was gerade dringend und wichtig ist, und konzentriere mich dann voll darauf.

Wenn du dir vor deinem Vorstellungsgespräch ein persönliches  Beispiel nach diesem Muster zurechtlegst, kannst du ganz entspannt bleiben, wenn sie kommt, die Frage: “Was ist deine größte Schwäche?”.